Ausschnitt aus dem Kapitel Windhoek
Windhoek
Stella sieht ein Schild.
Sehenswürdigkeiten in Windhoek.
Käsebaguette und rostiges Eisen.
Stella schläft dauernd ein.
Stella sah sofort das Schild mit ihrem Namen, als ihr Blick am Absperrgitter der Flughafenhalle in Windhoek entlangschweifte. „Stella“
stand da mit großen schwarzen Buchstaben auf einem weißen Schild, „Stella“. Damit war wohl sie gemeint, Stella Sommer. Auf den Mann,
der dieses Schild in den Händen hielt, fiel erst ihr zweiter Blick. Das musste Onkel Karl sein. Sie kannte ihn von einem Foto. Etwas
beklommen ging Stella auf ihn zu und fragte: „Onkel Karl?“
„Stella, meine Liebe“, rief er. „Komm hinten herum!“
Sie lief um das Gitter und ließ sich dann von ihm in die Arme nehmen.
„Hier umarmt mich ein völlig fremder Mann“, dachte sie. Aber es tat ihr wohl. Lange hatte niemand sie mehr umarmt, wenn sie mal von
den etwas unterkühlten Liebesbezeugungen ihrer Mutter absah. Sie blickte jetzt Karl ins Gesicht und fand ihn auf Anhieb sympathisch.
Er war Anfang Vierzig, mittelgroß, hatte braun-graue Haare, die ihm wirr ins Gesicht hingen und große, braune, aber etwas traurige Augen.
Unter der Nase trug er einen großen Lippenbart..
„Hast du einen guten Flug gehabt?“ fragte er.
Gerade, als Stella antworten wollte, kam die Stewardess mit dem Gepäck. Sie begrüßte Karl und verabschiedete sich dann von Stella.
Langsam gingen Stella und Karl die Halle entlang zum Ausgang. Da bemerkte sie, dass er leicht hinkte. Das musste wohl von dem Unfall
herrühren, von dem ihre Mutter erzählt hatte, ohne ihr gegenüber aber auf Einzelheiten eingegangen zu sein. Immer, wenn Stella dieses
Thema berühren wollte, hatte sie versucht ein weiteres Gespräch zu vermeiden und nur gesagt, sie möge doch Onkel Karl selber danach
fragen. Aber zu solchen Fragen war jetzt nicht die Gelegenheit.
Karl hatte sein Auto, einen Toyota-Geländewagen, auf dem Parkplatz vor der Ankunftshalle geparkt. Die Luft war sehr kalt und Stella zog
ihre Jacke über. Schnell wurde ihr Gepäck eingeladen, das aus einer großen Reisetasche und einem Geigenkoffer bestand.
„Deine Mutter hatte mir geschrieben, dass du die Geige mitbringst“, sagte Karl. „Damit du das Spielen nicht ganz verlernst.
Bei mir auf der Farm kannst du soviel üben, wie du willst. Da störst du niemanden.“
Stella nahm auf dem Beifahrersitz links neben Karl Platz.
„Ach ja“, rief sie, „hier ist ja Linksverkehr.“
Auf der Fahrt nach Windhoek bemerkte sie, dass Karl sie immer wieder aus seinen Augenwinkeln anschaute.
Karge Hügel durchzogen die Landschaft, mit spärlichen Büschen und Bäumen besprenkelt. Die Sonne war gerade aufgegangen,
und die Auas-Berge* zur Linken wirkten mit ihren tiefen Schatten wie dicht beieinander liegende Elefantenleiber. „Gleich sind wir in
Windhoek, unserer Hauptstadt“, sagte Karl. .....
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